Erinnerungen an Franz Manzenrieder (*1931 bis +2022)

Erinnerungen an Franz Manzenrieder (*1931 bis +2022)
November 13, 2022 Katja Otto

Erinnerungen an Franz Manzenrieder (*1931 bis +2022)

Als Zehnjähriger bin ich 1956 in den Männer-Schwimm-Verein eingetreten. Zu diesem Zeitpunkt war Franz bereits 25 Jahre alt und für mich hätte er als unendlich alt gegolten, sofern wir einen Bezug zueinander gehabt hätten. Am Vereinsabend im Volksbad stand er beim “Antreten” am Donnerstag um 8 Uhr abends auf der den Kindern gegenüber liegenden Seite, also von der Herrenbrause aus gesehen rechts. Ich war damals in die Altersklasse “Knabe A” eingeteilt und schon allein deshalb konnte ich keinen Eindruck auf ihn gemacht haben.

Trotz zunehmenden Alters mussten wir gegen Ende des Übungsbetriebs das Becken verlassen, weil es von den Wasserballern in Beschlag genommen wurde. Bei den Wasserballern war auch Franz, zunächst als Feldspieler – was vom Begriff her im Gegensatz zu den Fußballern – etwas unglücklich war und später als Torwart. Diese Form des Wasseraufenthalts hatte mich nicht begeistern können, da ich bemerkt hatte, dass das Wesentliche für einen Sieg üblicherweise unter als über dem Wasser statt fand. In dieser Zeit sind wir uns zweifellos öfter begegnet.

Wir haben uns später hauptsächlich bei den MSV-Weihnachtsfeiern getroffen. Ich habe da meist etwas rührige Geschichten von Karl Heinrich Waggerl vorgelesen. Da hatte er mich einmal gefragt, ob er denn nicht auch eine Geschichte vorlesen dürfte. Obwohl ich da nichts zu entscheiden hatte sagte ich einfach ja. In der Geschichte, die er vorlas ging es um eine sterbende Bäuerin, die vier Kinder hatte. Drei davon hatten schwarze Haare und einer rote. Ihr Mann kam täglich zu ihr ins Krankenhaus und stellte misstrauisch – wie er war – immer die gleiche Frage. “Von wem ist denn der Rote, jetzt kannst Du’s mir doch sagen?” Es ging ihr von Tag zu Tag schlechter aber sie wollte es ihm nicht preisgeben. An einem der letzten Tage, sie lag auf dem Sterbebett, kam erneut die Frage: “Von wem ist denn der Rote, jetzt kannst Du’s mir doch sagen?” Und dann sagte sie: “Der Rote ist von Dir aber die drei anderen nicht”.

Franz konnte die Geschichte großartig vortragen und konnte dabei herzlich lachen. Bei den späteren Weihnachtsfeiern, haben wir uns dann immer gegrüßt mit: “Der Rote ist von dir”.

Florian Kolb

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